Fakten führen zu einem besseren Verständnis der Welt

In seinem Buch „Zahlen lügen nicht“ hat Vaclav Smil alle Themen versammelt, die er seit den 1970er Jahren in vielen seinen Büchern behandelt hat. Dazu zählen Menschen, Bevölkerungen und Länder, Energieverbrauch und technische Innovationen, Maschinen und Geräte, welche die moderne Zivilisation definieren. Obendrein liefert „Zahlen lügen nicht“ am Ende noch einen faktenbasierten Ausblick auf die Nahrungsversorgung und Essgewohnheiten der Menschheit sowie auf den Zustand und Niedergang der Umwelt. Zuerst und vor allem ist es ein Anliegen dieses Buches, die Fakten zu klären. Alle genannten Zahlen stammen aus Primärquellen. Vaclav Smil betont: „Um verstehen zu können, was in unserer Welt wirklich vor sich geht, müssen wir im nächsten Schritt die Zahlen in den jeweils zughörigen historischen und internationalen Kontext einbetten.“ Vaclav Smil ist Professor für Umweltwissenschaften an der University of Manitoba.

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Jeder Mensch kann der Natur wertvolle Dienste erweisen

Joachim Bauer betont: „Jeder einzelne Mensch kann der Natur – und damit zugleich seiner eigenen psychischen und körperlichen Gesundheit – wertvolle Dienste erweisen: die Ernährung umstellen, das Mobilitätsverhalten ändern und Müll vermeiden.“ Die Dringlichkeit der Ernährungsumstellung ergibt sich aus der rasend voranschreitenden Vernichtung der großen Wälder dieser Erde. Diese hat ihren Hauptgrund in der Erschließung landwirtschaftlicher Flächen zum Zwecke der Fleischproduktion. Was jeder einzelne Mensch hier, jetzt und sofort tun kann und tun sollte, ist der hedonische – also der nicht in Leidenspose, sondern aus Überzeugung und Liebe zur Natur vorgenommene – komplette Verzicht auf Fleisch. Ein weiterer guter Dienst an der Umwelt besteht darin, soweit als möglich Flugreisen zu reduzieren und vom Kraftfahrzeug auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad umzusteigen. Prof. Dr. Med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Arzt.

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Das ökologische System verändert sich ständig

Die gängige Vorstellung vom Gleichgewicht in der Natur würde bestens mit dem mesotrophen Zustand übereinstimmen. Josef H. Reichholf erklärt: „Produktion und Nutzung wären dann ausgeglichen. Und dies auf hohem Niveau, das eine optimale Nutzung von Ressourcen zulässt. Von allem wäre genug im Kreislauf, aber von nichts zu viel.“ Nirgendwo blieben unverwertete Überschüsse zurück. Fast zu schön, um wahr zu sein. Diese Befürchtung ist vollauf berechtigt. Denn tatsächlich ist der mesotrophe Zustand nicht stabil. Er ist ein Durchgangszustand, in dem das Gewässer – oder das ökologische System, ganz allgemein ausgedrückt – nicht von selbst verweilt, sondern sich rasch entweder in die eine oder in die andere Richtung weiter verändert. Josef H. Reichholf lehrte an der Technischen Universität München 30 Jahre lang Gewässerökologie und Naturschutz.

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Die junge Generation kann mit Mehrdeutigkeit leben

Konservative Menschen hegen einen Wunsch nach Struktur und Klarheit und sie wollen deutlich zwischen Gut und Böse unterscheiden. Die junge Generation hingegen kann nicht nur besser als ihre Eltern und Großeltern mit Fremdheit, Mehrdeutigkeit und Vagheit leben. Sie findet das sogar ästhetisch ansprechend. Philipp Hübl weiß: „Daher sind Komplexität und Ambivalenz ein neues und dominierendes Merkmal der Unterhaltungsindustrie.“ Die großen Narrative der Gegenwart, also Fernsehserien und Computerspiele, die besonders bei jungen Menschen beliebt sind, setzen weder auf eindeutige Rollenverteilungen noch auf eine abgeschlossene Handlungsführung. Selbst der von Daniel Craig gespielte James Bond ist nicht mehr der unbesiegbare Gentleman-Spion. Sondern er ist ein traumatisierter Alkoholiker und, trotz maskuliner Statur, verletzlicher Mann. Philipp Hübl ist Philosoph und Autor des Bestsellers „Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie“ (2012).

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Leonardo da Vinci lernte bei Andrea Verrocchio

Das berühmteste Beispiel des „Renaissance-Menschen“, Leonardo da Vinci, ist zugleich eines der untypischsten. Er war kein Humanist, denn es mangelte ihm an humanistischer Bildung. Peter Burke ergänzt: „Möglicherweise hatte er nie eine Schule besucht, und im späteren Leben gelang es ihm nur unter Schwierigkeiten, Latein zu lesen.“ Seine künstlerische Ausbildung erhielt Leonardo da Vinci in der Werkstatt des berühmten Florentiner Meisters Andrea Verrocchio. Dort erlernte er nicht nur Malerei und Bildhauerei, sondern auch das Entwerfen von Kriegsgerät. Das entsprach ganz der toskanischen Ingenieurstradition von Brunelleschi bis zu Francesco die Giorgio. Leonardo da Vinci ist ein hervorstechendes Beispiel für die einzigartige Innovationstradition im Florenz des 15. und 16. Jahrhunderts. Sechzehn Jahre lehrte Peter Burke an der School of European Studies der University of Sussex. Im Jahr 1978 wechselte er als Professor für Kulturgeschichte nach Cambridge ans Emmanuel College.

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Die überwiegende Mehrheit will die liberale Demokratie

Liberale Demokratien können ein Vorbild und zuweilen ein Schreckbild abgeben. Trotzdem möchte, quer durch die europäischen Mentalitäten, nur eine winzige Minderheit die demokratische Epoche beenden, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann. Roger de Weck fügt hinzu: „Die überragende Mehrheit will die wirkliche, die liberale Demokratie. Wobei viele spüren, ohne diesem Gefühl eine klare Richtung geben zu können: Wie bisher sollte es nicht weitergehen.“ Das Emporschnellen der Autoritären ist eine Warnung und bald eine ernste Gefahr, falls das Alarmzeichen übersehen wird. Die Erfahrung der Hybris und Inkompetenz von Autoritärdemokraten ist aber gleichzeitig eine Chance – ein Ansporn, sich um die Zukunft einer handlungsfähigen liberalen Demokratie zu bemühen. Kommt erst einmal noch mehr Autoritarismus? Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.

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Erziehung und Bildung erleben einen sozialen Wandel

Das Engagement, das Erziehung und Schule in den Familien der akademischen Mittelklasse seit den 1990er Jahren beansprucht, ist immens. Andreas Reckwitz erläutert: „Der alltägliche Umgang mit den Kindern, ihre Förderung und Begleitung ihrer Schullaufbahn erreichen eine ausgeprägte Intensität.“ Erziehung und Schule sind der Ort, an dem sich die beiden wichtigsten Motive der Lebensführung der Akademikerklasse, aufs Engste miteinander verbinden. Nämlich ihr Wunsch nach Selbstentfaltung und das Streben nach sozialem Prestige. In der industriellen Moderne stellte die Schule ein herausragendes gesellschaftliches Feld der formalen Rationalisierung und Standardisierung dar. Die soziale Logik des Allgemeinen und des Gleichen war prägend. Die Massenbildung ist eine „industrielle“ Bildung gewesen und ist es nach wie vor. Andreas Reckwitz ist Professor für Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt / Oder.

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Ein offener Geist fördert die mentale Stärke und Gesundheit

„Kopf hoch!“ ist ein Sachbuch mit Ratgeberfunktion, in dem Volker Busch versucht, ausgehend von einer knappen gesellschaftlichen „Zeitdiagnose“ Möglichkeiten für einen besseren Umgang mit den psychischen Belastungen des Alltags zu beschreiben. Dabei konzentriert er sich auf die mentale Stärkung und die Stabilisierung. Hauptbestandteile dieses Buches sind Geist und Gehirn. „Kopf hoch!“ umfasst unter anderem einfach aufbereitete neurowissenschaftliche Fakten und therapeutisches Erfahrungswissen. Dieses Buch hat Volker Busch für Leser geschrieben, die angesichts ihrer aktuellen Lebensumstände in irgendeiner Weise belastet sind, ohne psychisch manifest krank zu sein. Er spricht diejenigen an, die im Laufe der letzten Zeit empfindsamer und weniger belastbar geworden sind, am Abend angespannt und gestresst sind, dünnhäutiger und reizbarer reagieren und schneller aus der Haut fahren als früher, nachdenklich geworden sind und viel grübeln oder ihre Leichtigkeit und Lockerheit im Leben vermissen. Prof. Dr. Volker Busch ist seit circa zwanzig Jahren als Arzt, Wissenschaftler, Autor und mehrfach ausgezeichneter Vortragsredner tätig.

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Weltweit gibt es sechs Prozent Vegetarier

Der Frage, warum und ob man überhaupt andere Tiere essen sollte, kann man sich aus ethischer und naturwissenschaftlicher Sicht nähern. Malte Rubach stellt fest: „Zum jetzigen Stand ist nahezu die gesamte Menschheit in der Lage, andere Tiere zu essen und diese Tatsache besteht schon seit Jahrmillionen.“ Der Anteil der Menschheit, der aus ethischen Gründen dazu nicht in der Lage ist, die vegan lebenden Menschen, beläuft sich weltweit im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Den Anteil der Vegetarier, die nur keine Tiere töten, aber von lebendigen Tieren stammende Lebensmittel genießen wollen, schätzt die Marktforschungsagentur Euromonitor auf weltweit sechs Prozent. In Propagandafilmen des Veganismus wie „The Game Changers“ wird es so dargestellt, als wäre der Mensch als Pflanzenfresser geboren. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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Kafkas Werk hat der philosophischen Nachwelt einen Schatz hinterlassen

Der Titel der Sonderausgabe Nr. 29 des Philosophie Magazins lautet: „Der unendliche Kafka“. Jana Glaese, Chefredakteurin der Sonderausgabe, schreibt: „Kafkas Werk hat der philosophischen Nachwelt einen Schatz hinterlassen. Von Walter Benjamin und Theodor Adorno über Hannah Arendt und Albert Camus bis hin zu Giorgio Agamben, Gilles Deleuze und Judith Butler ist Kafka eine zentrale Referenz der Philosophie.“ Der Philosophie in ihrer akademischen und systematischen Gestalt misstraut Franz Kafka. Doch mit Begeisterung liest er jene Denker, in deren Texten und Biografien er seine eigenen existenziellen Fragen erkennt. Søren Kierkegaard (1813 – 1855) war der Philosoph, den Kafka wohl am intensivsten gelesen hat. Die biografischen Ähnlichkeiten der beiden sind augenfällig: Es verbindet sie eine Neigung zu Schuldgefühlen und zum Grübeln, vor allem aber das problematische Verhältnis zur Eheschließung.

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Vertrauen und Sich-verlassen-auf unterscheiden sich

Ist es sinnvoll, zwischen Vertrauen und Sich-verlassen-auf zu unterscheiden? Martin Hartmann antwortet: „Die Philosophie macht hier oft einen Unterschied, im Englischen vor allem anhand der Begriffe „trust“ und „reliance“. Meine Antwort lautet: Ja, aber …“ Klar ist, dass die meisten Menschen im Alltag den Vertrauensbegriff breit verwenden. Sie unterscheiden nicht unbedingt zwischen Vertrauen und Sich-verlassen-auf. Oft können sie ohne Unterschied sagen, dass sie sich auf jemanden verlassen oder ihm vertrauen. Die Philosophie dagegen unterscheidet oft ganz klar zwischen Vertrauen und Sich-verlassen-auf. Jedoch ist nicht immer deutlich, was aus diesem Unterschied praktisch folgt oder ob ihm echte Unterschiede in den Einstellungen der Menschen entsprechen. Bekannt ist, dass Immanuel Kant sehr regelmäßig um 19 Uhr sein Haus verließ und einen Spaziergang machte. Martin Hartmann ist Professor für Praktische Philosophie an der Universität Luzern.

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Das Smartphone verleiht ein Gefühl der Freiheit

Zu Beginn seiner Laufbahn umgab sich das Telefon mit der Aura einer schicksalhaften Macht. Sein Dröhnen war ein Befehl, dem man sich ergab. Medium ist Botschaft. Das Handy, dass die meisten Menschen heute mit sich herumtragen, besitzt nicht die Schwere des Schicksals. Es ist handlich und leicht. Byung-Chul Han fügt hinzu: „Wir haben es im wörtlichen Sinne im Griff. Das Schicksal ist jene fremde Macht, die uns immobilisiert. Auch die Botschaft als Stimme des Schicksals gewährt uns wenig Freiraum. Schon die Mobilität des Smartphones gibt uns ein Gefühl der Freiheit.“ Sein Läuten erschreckt niemand. Nichts am Mobiltelefon zwingt einen Menschen zur hilflosen Passivität. Niemand ist der Stimme des Anderen ausgeliefert. Die Bücher des Philosophen Byung-Chul Han wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

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Die sozialen Medien fördern den Narzissmus

Von den sozialen Medien ist kein Funke sozial. Anders Indset betont: „Keine Spur von Mitmenschlichkeit ist in ihnen zu erleben, sondern pure „Narzisterie“: eine Hysterie um einen ichischen Gefällt-mir-Button – eine Narzissmusmaschine zur Stärkung des Egos.“ Dabei schwächt die „Narzisterie“ das Ego durch die Entfremdung vom eigenen Ich. Die Visualisierung und Optimierung, der Filter-Fuck und die Definition über das „Gefällt mir“ ist ein Trieb. Womöglich folgt eine Zukunft, in der Menschen mit einem Schmunzeln darauf zurückschauen, wofür ihre Vorfahren Anfang des 21. Jahrhunderts Zeit aufgewendet haben. Die Gefälligkeit und Beliebigkeit des Liken und Ent-Liken, Folgen und Ent-Folgen – wer hat was geschaut und wann. Ich folge dir, bin dein Fan und Freund, aber nur wenn du mir Like und Follow zurückgibst. Anders Indset, gebürtiger Norweger, ist Philosoph, Publizist und erfolgreicher Unternehmer.

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Die Demokratie ist der einzige Weg zur Gerechtigkeit

Politische Gleichheit darf man nicht opfern. Danielle Allen betont: „Meiner Meinung nach ist die Demokratie der Weg zur Gerechtigkeit, und zwar der einzige.“ Es mag zwar sein, dass mildtätige Autokraten für materiellen Wohlstand in der Bevölkerung sorgen, aber sie werden qua Definition niemals die Grundlage für volles menschliches Wohlergehen schaffen. Und deshalb niemals vollumfängliche Gerechtigkeit erreichen. Dennoch gibt es zum Trotz immer Menschen, die einen anderen Weg wählen und auf Demokratie verzichten. Das nimmt Danielle Allen als unvermeidliche Gegebenheit des Lebens hin. Richtig verstandene Gerechtigkeit beruht auf politischer Gleichheit und den ihr zugrunde liegenden Institutionen. Danielle Allen ist James Bryant Conant University Professor an der Harvard University. Zudem ist sie Direktorin des Edmond J. Safra Center for Ethics in Harvard.

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Stockholms Wahrzeichen ist das prunkvolle Rathaus

Der Baedeker Smart Reiseführer Stockholm führt mit anregenden und erlebnisreichen Tagestouren durch die einzelnen Stadtteile der schwedischen Hauptstadt. Dabei gibt es viel zu entdecken, was ein Reisender nicht verpassen sollte und einige ganz besondere Ziele, die noch nicht jeder kennt. Dabei fehlen natürlich keine exklusiven Tipps für entspannte Pausen in Cafés, Restaurants oder Bars. Das Autorenduo schreibt: „Die Lage von Stockholm zwischen Mälarsee und Ostsee ist einmalig. Umso mehr lohnt es sich, einmal einen Blick über die Stadt zu werfen. Dazu gibt es unzählige Möglichkeiten. Am bekanntesten ist die Aussicht vom Rathausturm, aber auch der Blick auf die Altstadt von der Fjällgata oder dem Monteliusvägen ist nicht zu verachten.“ Die Stockholmer lieben das Wasser und die Schären. Viele Hauptstädter besitzen ein Wochenendhaus draußen auf einer Insel. Wer länger in Stockholm Urlaub machen möchte, kann sich auf den Schären selbst ein Ferienhaus mieten.

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Friedrich Schiller ist mit dem Stück „Die Räuber“ bekannt geworden

In den frühen 1780er Jahren war Friedrich Schiller mit „Die Räuber“ bekannt geworden. Dabei handelt es sich um ein Stück über zwei adlige Brüder, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie nach Macht oder nach Freiheit streben sollten. Andrea Wulf blickt zurück: „Schiller wurde 1789 im Herzogtum Württemberg geborgen, wo sein Leben vom despotischen Herzog Karl Eugen überschattet wurde – eines Landesherrn, der sein Geld vor allem für Paläste, Feste und Kunst ausgab.“ Nach dem Vorbild des französischen Königs in Versailles war der Hof des Herzogs opulent, förmlich und absolut. Als Autorin wurde Andrea Wulf mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet, vor allem für ihren Weltbestseller „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ 2016, der in 27 Sprachen übersetzt wurde.

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Das Universum scheint ziemlich sinnlos zu sein

Der Physiknobelpreisträger Steven Weinberg schrieb: „Desto besser wir das Universum zu verstehen scheinen, desto sinnloser erscheint es auch.“ Gemeint ist damit vor allem, dass man immer mehr Phänomene rein physikalisch erklären kann. Christian Uhle ergänzt: „Verborgene Zwecke haben ausgedient. Vielen Menschen erscheint das heute völlig normal.“ Die Astronomin Margaret Geller fasst dies nüchtern zusammen: „Das Universum ist schlicht und einfach ein physikalisches System, wo soll da der Sinn liegen?“ So eine Aussage wäre von Galileo Galilei völlig undenkbar gewesen. Wenn der ganze Kosmos, die ganze Natur, jedes Blatt und jede Laus von Gott kommen, dann hat auch alles etwas zu bedeuten, deutet auf ihn hin, ist Ausdruck seines Willens. Das Anliegen des Philosophen Christian Uhle ist es, Philosophie in das persönliche Leben einzubinden.

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Die Lüste unterliegen dem Regime der Gesundheit

Der letzte Mensch hält sich für klug, er „weiß alles“. Ganz ohne Smartphone vermutete Friedrich Nietzsche, dass die Demokratisierung des Wissens, eine Hybris zur Folge haben wird. Diese verwechselt die Möglichkeit des Zugriffs auf Informationen mit jener Erkenntnis, die sich ihrer Begrenztheit und Vorläufigkeit stets bewusst ist. Konrad Paul Liessmann erklärt: „Das Leben des letzten Menschen wird dominiert von den Aspekten des Angenehmen, Nützlichen, Mittelmäßigen.“ Die Lüste selbst unterliegen seit geraumer Zeit dem Regime der Gesundheit. Das trifft das Rauchen ebenso wie den Sex, das Essen ebenso wie das Trinken. Und es trifft auch die rar gewordenen geistigen Genüsse. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie an der Universität Wien. Zudem arbeitet er als Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Im Zsolnay-Verlag gibt er die Reihe „Philosophicum Lech“ heraus.

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Freiwillige Einsamkeit ist schwer zu finden

Der Rückzug in die Einsamkeit dient meistens nur einer vorübergehenden Entlastung von der Gesellschaft und ist im Übrigen seinerseits gesellschaftlich organisiert und moralisch aufgeladen. Markus Gabriel erläutert: „Man denke nur an all die komplexen Erwartungen an einen Urlaub, in den man sich zurückzieht, um die Seele frei von sozialen Belastungen baumeln zu lassen.“ Immer wird irgendjemand andere stören, indem er in der Sauna spricht, die Tür knallt oder Handtücher wegräumt. Das stört die Erwartung, dass ein Urlaub perfekt sein muss. Es hilft auch nichts, sich in ein buddhistisches Kloster zurückzuziehen, um dort zu schweigen. Denn dort ist das Schweigen wiederum ritualisiert und von sozialen Regeln bestimmt. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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In den Romanen von Philip Roth spielt die Komik immer eine Rolle

In den Romanen von Philip Roth nehmen der innere Aufruhr und die Sexualität einen wichtigen Platz ein. Doch wenn Roth von Sex spricht, spielt die Komik immer eine Rolle. Alain Finkielkraut nennt ein Beispiel: „Das trifft besonders auf „Portnoys Beschwerden“ zu. Die Hervorhebung des komischen Elements dieser entscheidenden Erfahrung hat Roth mit Milan Kundera, dem Autor von „Das Buch der lächerlichen Liebe“, gemeinsam.“ Diesem hat Philip Roth übrigens seinen Roman „Der Ghostwriter“ gewidmet. Der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit bekundet die Dummheit der literaturfernen Gegenwart. In „Mein Leben als Mann“ hat Roth eine Frau als Monster geschildert. Die scharfsinnigen Kritiker haben daraus geschlossen, dass für ihn alle Frauen Monster seien, obwohl sein Werk reich ist an wundervollen, feinfühligen oder herzzerreißenden Frauengestalten. Alain Finkielkraut gilt als einer der einflussreichsten französischen Intellektuellen.

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Bescheidenheit erhört die Sparquote

Wenn man Geld ausgibt, müssen erst einmal die körperlichen Grundbedürfnisse erfüllt sein. Morgan Housel weiß: „Danach gönnen wir uns gern ein wenig Bequemlichkeit, darüber hinaus geben wir unser Geld für Unterhaltung und Selbstverwirklichung aus.“ Und weiter? Oberhalb eines recht niedrigen materiellen Niveaus spiegeln die meisten Ausgaben nur noch wider, dass das Ego mit dem Einkommen mitwächst. Das heißt, man gibt Geld aus, um seiner Umgebung zu zeigen, was man hat beziehungsweise hatte. Man sollte diese Erkenntnis bedenken, denn dann merkt man: Eine der besten Methoden, die Sparquote zu erhöhen, besteht nicht darin, das Einkommen zu steigern, sondern die Bescheidenheit. Sobald man Ersparnisse als den Abstand zwischen Ego und seinem Einkommen begreift, wird klar, warum so viele Menschen mit ansehnlichem Einkommen so wenig sparen. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Die Flut der Informationen zerstört relevantes Wissen

Michael Schmidt-Salomon hat sein neues Buch „Die Evolution des Denkens“ unter anderem deshalb geschrieben, weil er in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen hat, dass in der Flut der Informationen, die uns tagtäglich überschwemmt, relevantes Wissen verloren geht. Selbst in akademischen Kreisen scheint man die Grundlagen des modernen Weltbildes kaum noch zu kennen. Michael Schmidt-Salomon schreibt: „Diese kulturelle Demenz ist gefährlich, weil sie unsere Perspektive verengt. Wir verlieren die Orientierung und sind dazu verdammt, die gleichen Fragen immer und immer wieder neu zu diskutieren, obwohl die maßgeblichen Antworten schon vor Jahrzehnten, wenn nicht schon vor Jahrhunderten gefunden wurden.“ Deshalb stehen im Zentrum seines Buchs die Lebensgeschichten jener Menschen, die seines Erachtens besonders relevante Einsichten für die heutige Zeit hervorgebracht haben. Michael Schmidt-Salomon ist freischaffender Philosoph und Schriftsteller sowie Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung.

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A hot planet is not cool

Auf den Pappschildern der Fridays-for-Future-Bewegung ist ein Bild stark vertreten: die handgemalte runde Erde. So bebildern sie ihre Parolen „no planet B“ oder „a hot planet is not cool“ und das überwölbende „save the planet“. Ulrich Grober ergänzt: „Allgegenwärtig in den Medien, besonders im Netz, ist das entsprechende Foto. Das Bild des Planeten aus einer Außenperspektive erscheint uns ganz natürlich, selbstverständlich.“ Dabei ist es noch gar nicht so alt. Ikone Erde und die Saga vom blauen Planeten, das meistpublizierte Foto der Mediengeschichte und eine große Erzählung in wenigen Worten, sind vielleicht das Beste, was das 20. Jahrhundert der Menschheit hinterlassen hat. Ein paar kalifornische Hippies kamen zuerst auf die Idee: Zeigt uns „whole earth“, die ganze Erde, so wie sie aus dem All zu sehen ist. Den Publizisten und Buchautor Ulrich Grober beschäftigt die Verknüpfung von kulturellem Erbe und Zukunftsvisionen.

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Soziale Unzufriedenheit verursacht keine Revolutionen

Christopher Clark befasst sich in seinem neuen Buch „Frühling der Revolution“ mit den Gesellschaften Europas vor 1848. Dabei liegt das Augenmerk auf Bereichen der Repression, Verdrängung, Unterdrückung und des Konflikts. Christopher Clark stellt fest: „Soziale Unzufriedenheit „verursacht“ keine Revolutionen – wenn sie das täte, käme es viel häufiger zu Revolutionen.“ Dennoch war die materielle Not der Europäer Mitte des 19. Jahrhunderts der unverzichtbare Hintergrund für jene Prozesse der politischen Polarisierung, welche die Revolutionen erst ermöglichten. Sie war ausschlaggebend für die Motivation vieler Teilnehmer an städtischen Unruhen. Ebenso wichtig wie die Realität und das Ausmaß des Leids waren die Mittel und Wege, mit denen diese Ära soziale Missstände wahrnahm und einordnete. Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine’s College in Cambridge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Preußens.

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Besonnene Verschuldung kann das Leben besser machen

Nouriel Roubini betont: „Besonnene Verschuldung im Zusammenspiel mit Wirtschaftswachstum kann das Leben besser machen, ohne künftige Generationen zu belasten.“ Es ist in Ordnung, auch in schlechten Zeiten Kredite aufzunehmen, etwa um eine Rezession abzuschwächen, wenn in guten Zeiten ein Haushaltsüberschuss erwirtschaftet wird, um die Schuldenquote zu stabilisieren und abzubauen. In den sieben Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte ein überwiegend positives Umfeld vor, das die Zusammenarbeit der Industrienationen begünstigte. Robustes Wirtschaftswachstum half diesen Staaten, die im Krieg angehäuften Schulden abzubauen. Doch seit den 1970er-Jahren begannen sich unter dieser friedlichen Oberfläche die Anreize zu verschieben. Die Veränderungen setzten langsam ein, doch sie beschleunigten sich unter dem Banner der Globalisierung. Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.

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