Glück spielt beim Erfolg eine wichtige Rolle

Letzten Endes füttert jedes Argument für Ungleichheit direkt das Ego eines Menschen. Denn man fühlt sich dabei außergewöhnlich und einzigartig. Jonathan Aldred ergänzt: „Also sind Sie etwas Besonderes, also sind wir alle etwas Besonderes, also ist Ungleichheit eine naturgegebene Tatsache. Oder zumindest manifestiert sich Ihre Einzigartigkeit in Ihrer Begabung und harter Arbeit.“ Diese Tatsachen rechtfertigen, dass man den angestrebten Job bekommen hat oder mehr verdient als andere, offenkundig ähnlich qualifizierte Kollegen. Somit kann man endlich einen maßgeblichen Grund dafür erahnen, warum in den vergangenen Jahren so wenig unternommen wurde, um die Ungleichheit zu reduzieren. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

Bei Unternehmensgründungen ist oft naiver Optimismus im Spiel

Jonathan Aldred weiß: „Wir spielen herunter, welch eine wichtige Rolle Glück dabei spielt, Erfolg zu erreichen. Erfolg erfordert in der Regel ein hohes Maß an ständigem Einsatz über einen langen Zeitraum.“ Dieser ist besonders schwer durchzuhalten, wenn man zu oft daran denkt, dass Pech dazwischenkommen und alle Anstrengungen vereiteln könnte. Also bevorzugen die meisten Menschen Narrative, welche die Rolle des Glückes herunterspielen. Also bringt man seinen Kindern bei, dass so gut wie jedes Ziel zu erreichen sei, wenn man sich nur genug Mühe gibt.

Das ist eine Lüge, doch es gibt eine Entschuldigung dafür: Wenn man sich nicht genug Mühe gibt, werden viele Ziele definitiv unerreichbar bleiben. Jonathan Aldred stellt fest: „Unternehmer, die erfolgreich aus dem Nichts ein Geschäft aufgebaut haben, erinnern sich gern mit einem gewissen Staunen daran, mit welch einem naiven Optimismus sie angefangen haben. Wenn sie mit einer realistischen Einschätzung der enormen Risiken und Hindernisse angefangen hätten, dann hätten sie ihr Geschäft wahrscheinlich gar nicht erst gegründet.“

Erfolg kann ein gewisses Maß an Selbsttäuschung notwendig machen

Generell kann Erfolg in vielen dem Wettbewerb ausgesetzten Situationen ein gewisses Maß an Selbsttäuschung notwendig machen. Man überschätzt den Unterschied, den die eigenen Anstrengungen ausmachen können, und unterschätzt die Rolle des Glücks. Wenn man das seinem Erfolg zugrunde liegende Glück außer Acht lässt, stützt man sein Wertgefühl und macht es sich viel leichter zu glauben, man würde die Früchte seines Erfolgs verdienen. Diese Kräfte sind selbst unter aussichtslosen Umständen am Werk.

Viele Lottogewinner berichten gern über die raffinierten Methoden, mit denen sie ihre Gewinnzahlen ausgesucht haben. Jonathan Aldred nennt ein weiteres Beispiel: „Umfragen unter Aktienanlegern haben gezeigt, dass viele von ihnen die meisten ihrer erfolgreichen Investitionen auf ihr gutes Urteilsvermögen zurückführen und die meisten ihrer Misserfolge auf Pech.“ Und natürlich betrachten Spitzenverdiener ihr Einkommen als das verdiente Ergebnis von Talent und harter Arbeit. Quelle: „Der korrumpierte Mensch“ von Jonathan Aldred

Von Hans Klumbies

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