In den USA boomt die Rassentrennung in Schulen

Lehrer, die laut eigener Auffassung nach „Racial Justice“ – auf Deutsch in etwa: „rassistischer Gerechtigkeit“ – streben, trennen in einer wachsenden Anzahl amerikanischer Schulen Kinder auf Grundlage ihrer Hautfarbe voneinander. Das ist das Resultat eines neuen ideologischen Trends. Yascha Mounk erläutert: „Diese Praxis hat mittlerweile in einigen öffentlichen Schulen Einzug gehalten. So bietet die Highschool in Evanston, einem der nobelsten Vororte Chicagos, separaten Mathematikunterricht für schwarze Schüler an.“ Eine Schule in Wellesley, in Massachusetts, betreibt seit einiger Zeit einen „heilenden Raum für asiatische und asiatisch-amerikanische Schüler. Dabei handelt es sich um einen „Safe Space“, der nicht für Lernende gedacht ist, die sich als Weiß identifizieren. Das amerikanische Gesetz setzt staatlichen Einrichtungen seit der Bürgerrechtsbewegung enge Grenzen, wann und wie sie Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe betreiben dürfen. Yascha Mounk ist Politikwissenschaftler und lehrt an der Johns Hopkins Universität in Baltimore.

Lehrer teilen ihre Schüle routinemäßig nach ihrer „Rasse“ ein

Die Einführung segregierter Klassenzimmer und sogenannter Safe Spaces in öffentlichen Schulen hat daher zu einigen Klagen geführt. Yascha Mounk ergänzt: „Doch was in Atlanta, Evanston und Wellesley geschah, ist an Privatschulen, die weniger strengen Bestimmungen unterliegen, längst zum Alltag geworden.“ An den prestigeträchtigsten Schulen Amerikas, von Boston bis nach Los Angeles, teilen Lehrer ihre Schüler inzwischen routinemäßig nach ihrer „Rasse“ in verschiedene Gruppen ein.

In vielen Fällen ist das sogar obligatorisch. Manchmal sind die Schüler so jung, dass ihre Lehrer ihnen sagen müssen, welcher Gruppe sie sich anschließen sollen. Yascha Mounk weiß: „In Gordon, einer traditionsreichen Privatschule in Rhode Island, werden die Kinder bereits im Kindergarten in Gruppen eingeteilt, die sich wöchentlich treffen und nach ethnischen Merkmalen getrennt sind.“ „Ein Lehrplan mit spielerischem Schwerpunkt, der ausdrücklich die rassische Identität bekräftig“, schrieb Julie Parsons, sei „für die jüngsten Lernenden besonders wichtig.“

Weiße Schüler sollen sich über ihre „Rasse“ definieren

Dalton, eine der schicksten Schulen in New York, erläutert die pädagogischen Ziele, die solche Praktiken motivieren, aus seiner Website. Antirassistische Einrichtungen, so heißt es dort, haben die Pflicht, Schüler dabei zu helfen, ihre richtige „rassische Identität“ zu finden. Yascha Mounk stellt fest: „In jüngster Zeit sind einige Schulen sogar dazu übergegangen, weiße Schüler zu ermutigen, sich über ihre „Rasse“ zu definieren.“ Außerdem verwerfen Teile des amerikanischen Mainstreams gerade den Universalismus, und ersetzen ihn durch einen neue Form des progressiven Separatismus.

Schulen und Universitäten, Stiftungen und Verbände ermutigen Menschen dazu, sich selbst als „rassische Wesen“ wahrzunehmen. Yascha Mounk fügt hinzu: „Zunehmend wird diese Weltsicht auch auf andere Spielarten der Identität angewandt: Viele Institutionen ermutigen Menschen heute dazu, sich über ihr Gender, ihre Abstammung oder sexuelle Orientierung zu definieren.“ Manche Institutionen gehen sogar noch einen entscheidenden Schritt weiter: Sie sehen es als ihre Pflicht, die Art und Weise, wie sie mit Menschen umgehen, davon abhängig zu machen, zu welcher Identitätsgruppe diese gehören – sogar bei lebensentscheidenden Fragen wie der Vergabe knapper Medikamente. Quelle: „Im Zeitalter der Identität“ von Yascha Mounk

Von Hans Klumbies