Alte Menschen verurteilen neue Ideen oft sehr schnell

In den Niederlanden gibt es offene Entscheidungsträger, die schauen sich ein revolutionäres Konzept vorurteilsbefreit an und denken nicht gleich: „Kenne ich das schon oder wie alt ist die Person, die das gerade vorschlägt?“, sondern sie fragen vorurteilsfrei: „Ist das eine gute Idee? Hat das Potenzial?“ Sie verwenden ihr Wissen, um wirklich genau zu schauen, bevor sie bewerten. In Österreich dagegen hat Andreas Salcher oft erlebt, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, auf Leute vor allem aus der älteren Generation zu treffen, die gleich am Anfang sagen: „Nein das kann ja nie funktionieren.“ Solange keine zwei Doktortitel vor dem Namen einer Person stehen, hat sie für diese Menschen keine Glaubwürdigkeit. Dr. Andreas Salcher ist Mitgebegründer der „Sir Karl-Popper-Schule“ für besonders begabte Kinder. Mit mehr als 250.000 verkauften Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs.

Konstruktive Menschen treten eine neuen Idee offen entgegen

Eine Aussage zieht sich durch fast alle Interviews. Die Alten urteilen und verurteilen neue Ideen oft sehr schnell, ohne sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Andreas Salcher ergänzt: „Sie denken aufgrund ihrer Erfahrung Vorschläge immer mit allen möglichen, vor allem den negativen Konsequenzen, bis zum Ende durch.“ Unabhängig von ihrem Alter besitzen konstruktive Menschen die Fähigkeit, einer neuen Idee aufbauend auf ihrem Wissen offen entgegenzutreten.

Frei von geistigen Fesseln werden zunächst Grenzen ausgetestet und verschoben und so der Weg für bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen bereitet. Andreas Salcher stellt fest: „Unkonventionellen Vorschlägen unvoreingenommen gegenüberzutreten ist, wenn wir uns ehrlich sind, für uns Älteren eine riesige Herausforderung, vor allem auf Gebieten, auf denen wir uns kompetent fühlen. Oft würde es schon ausreichen, wenn wir unser Feedback wertschätzend und nicht belehrend geben.“

Die Jungen leben in einer Welt des Ausprobierens

Es fehlen die Brücken zwischen den Generationen – auch die Jungen sind gespalten. Die Generationen der „Digital Natives“ und der „50plus“ klaffen immer mehr auseinander. Die einen sind mit den Werten der „alten Schule“, wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Lernen tut man aus Erfahrung und Erfolg muss man planen, aufgewachsen. Andreas Salcher ergänzt: „Die anderen leben in einer Welt der ständigen Veränderung, des Ausprobierens ohne fixen Lebensplan, des Stresses der vielen Möglichkeiten und der Gefahr des Verlorengehens in den virtualen Welten.“

Die Konfliktlinien verlaufen freilich nicht nur zwischen den Jungen und Alten, sondern auch innerhalb der Generation der Jungen. Das Spannungsfeld Freiheit versus Gerechtigkeit polarisiert auch bei ihnen. Andreas Salcher weiß: „Die gut gebildeten jungen Menschen agieren sehr sensibel in Fragen der Diskriminierung von Rasse, Geschlecht und Herkunft. Sie haben viel Verständnis für Minderheiten, die lautstark versuchen, ihren Anliegen öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen, weil diese sonst nicht in der Mitte der Gesellschaft ankommen.“ Quelle: „Unsere neue beste Freundin, die Zukunft“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies