Spanische Weine überzeugen durch ihre Vielfalt

Interessante junge spanische Winzer entdecken alte, fast ausgestorbene Rebsorten neu. Und sie erwecken alte und aufgegebene Rebflächen und sogar ganze Regionen wieder zum Leben. Aldo Sohm und Christine Muhlke wissen: „Spanien ist nach Anbaufläche das größte Weinerzeugerland. Der meiste Wein wird allerdings zu Brandy destilliert, deswegen liegt es mengenmäßig hinter Frankreich und Italien.“ Die unterschiedliche Geografie sorgt für eine Vielfalt an Sorten und Geschmacksnoten. Um Madrid herrschen warme Tage und kühle Nächte, während die Atlantikregion Galiziens feucht und kühl ist. Andalusien ist geprägt von weißem Lehm- und Kalksteinboden, während die Vulkanhänge der Kanarischen Inseln rau und schwindelerregend sind. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Appétit“.

Die spanischen Weine sind stark unterbewertet

Das bedeutet, dass es viele köstliche Weine zu entdecken gibt. Und das Beste für den Weintrinker: Spanien ist stark unterbewertet. Es gibt traditionelle Regionen wie Rioja, Penedèz, Jerez und Ribera del Duero. Interessanter findet Aldo Sohm jedoch den massiven Wandel, der hier und in Portugal stattfindet. „Neue“ Winzer erzeugen extrem interessante Weine zu sehr günstigen Preisen. Spanien ist generell sehr faszinierend. Der Inbegriff des neuen Spaniens mit vielen strahlenden Weißweinen ist Andalusien.

Der kalksteingeprägte Boden rund um Cádiz mit seiner auffällig weißen Farbe bietet perfekte Bedingungen für die weiße Sorte Palomino Fino, aus dem man Sherry produziert. Die Rebe zeichnet sich durch einen einzigartigen herzhaften Charakter aus. Verantwortlich dafür ist der Wechsel des heißen und trockenen Levante- und des feuchten, atlantischen Poniente-Winds. Diese beiden Winde halten die Hitze im Zaum und die Säure und den Zucker im Gleichgewicht. Seit einigen Jahren findet dort im Weinbau ein Wandel statt. Viele Winzer experimentieren mit nicht-oxidativen Weißweinen.

Die Region Katalonien produziert Cava in großen Stil

Dazu pflanzen sie alte, seit dem 19. Jahrhundert fast verschwundene Sorten neu an. Aldo Sohm erklärt: „Diese ergeben zitrusbetonte, kantige Weiße mit „Nerv“ – die darin mit Chardonnays aus Burgund vergleichbar sind.“ In Weinbars schenken sie gerne Atlántida Blanco von Alberto Orte aus. Dabei handelt es sich um einen fantastisch günstigen Wein aus einer weißen, vor dem Aussterben geretteten Sorte. Die weiße Vijeriega gedeiht in bestimmten Regionen mit kalksteingeprägten Böden prächtig. Es entstehen dort Weine, die denen Burgunds in nichts nachstehen.

Aldo Sohm und Christine Muhlke stellen fest: „Die Region Katalonien produziert Cava in großen Stil, aber auch viele einzigartige Rotweine.“ Die Region liegt bei Barcelona im Nordosten. Neben dem Schaumwein Cava halten langsam aber auch Chardonnay und Pinot Noir Einzug. Weine von den Steilhängen in Priorat sind als kraftvoll und alkoholreich bekannt, besonders wenn sie aus Granatxa bestehen. Mittlerweile jedoch kehrt die Region zu eleganteren, terroir-geprägten Weinen zurück. Quelle: „Einfach Wein“ von Aldo Sohm mit Christine Muhlke

Von Hans Klumbies

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