Die heutigen Textgeneratoren können fast alles

Warum sollen Journalisten noch über das Fußballspiel am Wochenende berichten? Bereits heute sammelt man nahezu alle verfügbaren Daten. Subjektive Nuancen mögen eine persönliche Note geben. Aber mit den raffinierten heutigen Textgeneratoren lässt sich alles erstellen. Anders Indset erklärt: „Bots, Maschinen, Algorithmen, wie auch immer wir sie nennen wollen, besitzen bereits ein nahezu perfektes Wissen über jedes Spiel. Über Sportart und Regeln ebenso.“ Eine Berichterstattung eines Reporters über ein Sportereignis vom selben Tag setzt Jahre, wenn nicht Jahrzehnte Training und Erfahrung voraus. Bei der Maschine sieht es aber anders aus. Wenn das letzte Update eingespielt ist, kommen Text und Fakten zusammen. Sofort nach Spielende entsteht der erste dynamische Bericht, den man fortlaufend verbessern kann. Anders Indset, gebürtiger Norweger, ist Philosoph, Publizist und erfolgreicher Unternehmer.

Die Maschine hat alles im Blick

Nicht anders funktioniert heute die Berichterstattung über den Sport hinaus. Geschwindigkeit ist alles, dann werden Headline und Text angepasst. Die Maschine hat alles im Blick, kann auf alle Situationen zurückgreifen. Die perfekte und unbeeinflusste Analyse könnte man meinen. Anders Indset stellt fest: „Zudem sind heute Bot-generierte Nachrichten überall und inzwischen kaum von den menschengemachten zu unterscheiden.“ Bei der Börse und im Finanzwesen sieht es ähnlich aus. Die Pressekonferenzen über Jahres- und Quartalsberichte kann man in Echtzeit mit allen anderen vorherigen Pressekonferenzen und Aussagen validieren und in allen Feinheiten analysieren.

Der Vergleich aller Zahlen ist möglich und womöglich auch die investigative Entdeckung „zufälliger“ Implausibilitäten, die Menschen nicht erkennen. Vorsichtig ausgedrückt, dient die Technologie zur Verbesserung der Berichterstattung durch Anreicherung sowie als Impulsgeber und Beschleuniger. Zuerst bieten sich Möglichkeiten. Geschwindigkeit und Umfang, supplementiert von kreativen Menschen. So macht die Maschine Dinge, die Menschen wegen ihres Umfangs und des Zeitaufwands nicht machen wollen oder können.

Viele Menschen stürzen sich auf die Botschaft der Technologie

Journalisten würden eventuell die Integrität zurückgewinnen. Zumindest kurzfristig. Netzwerk und Klicks zählen. Anders Indset erläutert: „Aber Mensch und Maschine als Zusammenspiel in Perfektion erscheint erst einmal als Wettbewerbsvorteil.“ Wissen ist aber nicht verstehen, könnte man entgegenhalten. Bei der Fähigkeit des Menschen zu verstehen, stimmt aber etwas nicht. Man kann die beiden unterschiedlichen Geschichten von Menschen und Maschine rational betrachten.

Mit einer gewissen Nüchternheit und Abstand kommt man dann zu dem Ergebnis, dass beide jeweils wahr sein könnten, sie scheinen beide plausibel zu sein. Anders Indset weiß: „Folglich stürzen wir uns auf die Botschaft der Technologie. Unser Gehirn ist faul, und es wird der einfache Weg gewählt. Schwarz oder weiß. Welche Wahl treffen wir?“ Die Rolle der Gestaltung der Medien von morgen und somit deren Potenz und Potenzialität liegt darin, den Unterschied zum Digitalen herauszustellen. Quelle: „Das infizierte Denken“ von Anders Indset

Von Hans Klumbies

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