Der Missbrauch des Geldes führt zu seinem Verfall

Der Missbrauch von Geld für politische Zwecke und zur Befriedigung der Geldgier führt letzten Endes zu seinem Verfall. Tatsächlich ist die Geschichte des Geldes immer auch eine Geschichte seiner Krisen. Mal ist zu wenig davon da, mal zu viel. Thomas Mayer nennt ein Beispiel: „Das musste schon der sagenhafte König Midas in der griechischen Antike erfahren. Der Gott Dionysos gewährte ihm den Wunsch, dass alles, was er berührte, zu Gold werden sollte. Da ihm auch Nahrung und Getränke zu Gold wurden, sobald er sie zu sich nehmen wollte, drohte er zu verhungern und zu verdursten. Nur weil Dionysos ihn von dieser Gabe wieder befreite, überlebte er.“ Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute.

Spekulationsblasen sind nichts Neues

Die Geschichte ist voll von Spekulationsblasen, in denen wie bei Midas die Gier nach Geld die Hauptrolle spielte. Berühmt ist die niederländische Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts, in welcher der Preis eine Tulpenzwiebel im Jahr 1637 auf bis zu 10.000 Gulden, dem Gegenwert von 66 Jahreseinkommen eines Durchschnittsverdieners, getrieben wurde. Thomas Mayer ergänzt: „Oder die Südseeblase in Großbritannien, in deren Verlauf die Aktie der für den Überseehandel gegründeten „South Sea Company“ im ersten Halbjahr 1720 um das Siebenfache stieg und bis Ende des Jahres wieder um 90 Prozent fiel.“

Oder die Dotcom-Blase zum zweiten Jahrtausendwechsel, in welcher der Börsenindex NEMAX 50, der deutsche Technologiewerte umfasste, von 1997 bis 2000 um 1600 Prozent stieg und bis 2003 um 95 Prozent unter seinen Ausganswert fiel. Thomas Mayer fügt hinzu: „Wie Peter Garber jedoch gezeigt hat, spielte bei der Tulpenzwiebelblase und der Südseeblase das Geldsystem keine maßgebliche Rolle. Auch bei der Dotcom-Blase bereitete die lockere Geldpolitik nur den Boden für einen von der Euphorie über das Internet beschwingten Höhenflug von Aktien unprofitabler Unternehmen ohne tragfähiges Geschäftsmodell.“

John Law wurde sogar französischer Finanzminister

In die Kategorie der direkt mit dem Geldsystem verbundenen Krisen fällt die Mississippi-Blase des frühen 18. Jahrhunderts, die eng mit John Law verbunden ist, einem schottischen Abenteurer, der es bis zum französischen Finanzminister brachte. Thomas Mayer blickt zurück: „John Law wurde 1671 als Sohn eines Goldschmieds und Geldverleihers in Edinburgh geboren. Mit 14 Jahren trat er in die Firma seines Vaters ein und lernte dort das Bankgeschäft kennen.“

Als sein Vater 1688 starb, warf er seine Stellung im väterlichen Geschäft hin und zog nach London. Thomas Mayer weiß: „Dort betätigte er sich als Glücksspieler, wobei ihm ein mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen ausgetüfteltes System – oder auch nur eine Glückssträhne – kurzfristig zum Erfolg verhalf.“ Geld und gutes Aussehen erlaubten John Law, sich weiterhin als Frauenheld zu betätigen. Doch im Verlauf von neun Jahren wandelte sich sein Erfolg auf beiden Gebieten zu Misserfolg. Quelle: „Das Inflationsgespenst“ von Thomas Mayer

Von Hans Klumbies