Eine wunderbare Zukunft ist kein leerer Traum

Die Zukunft könnte immens sein. Sie könnte auch sehr gut sein – oder aber sehr schlecht. William MacAskill erklärt: „Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie gut, sollten wir uns ansehen, welche Fortschritte die Menschheit in den vergangenen Jahrhunderten gemacht hat.“ Vor 200 Jahren betrug die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen weniger als dreißig Jahre, heut sind es 73. Damals lebten mehr als 80 Prozent der Menschen in extremer Armut; heute sind es weniger als zehn Prozent. Damals konnten nur 10 Prozent der Erwachsenen lesen, heute sind es 85 Prozent. Gemeinsam hat die Menschheit die Fähigkeit, diese positiven Entwicklungen fortzusetzen und etwas gegen negative Entwicklungen wie die massiven Treibhausemmissionen und das Leid der Massentierhaltung zu unternehmen. William MacAskill ist außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Oxford.

Auch neue Werte haben das Leben der Menschen verbessert

William MacAskill glaubt: „Wir können eine Welt aufbauen, in der alle so leben wie heutzutage die zufriedensten Menschen in den reichsten Ländern – eine Welt, in der niemand unter Armut leidet, alle Zugang zu medizinischer Versorgung haben und möglichst nach ihrer eigenen Fasson glücklich werden.“ Aber die Menschheit kann noch mehr erreichen – viel mehr sogar. Das Beste von heute sagt nichts darüber aus, was in Zukunft noch alles möglich sein könnte.

Aber nicht nur die technische Entwicklung hat das Leben der Menschen verbessert, sondern auch die der Werte. William MacAskill nennt Beispiele: „Im Jahr 1700 konnten Frauen nicht studieren, und es gab keine Frauenbewegung. Homosexuelle waren nicht in der Lage, ihre Beziehungen offen zu leben, selbst wenn sie noch so reich waren, denn die sogenannte Sodomie konnte mit dem Tod bestraft werden.“ Auf dem Höhepunkt der Sklaverei Ende des 18. Jahrhunderts lebte ein beträchtlicher Teil der Menschheit in Knechtschaft; heute ist es nur 1 Prozent.

In drei Jahrhunderten hat die Menschheit immens viel erreicht

Im Jahr 1700 lebte niemand in einer Demokratie, heute ist es mehr als die Hälfe aller Menschen. Vieles von dem, was die Menschheit seit 1700 erreicht hat, war damals kaum vorhersehbar. Dabei sind seither gerade mal drei Jahrhunderte vergangen. Die Menschheit könnte allein auf der Erde noch ein paar Millionen Jahre überleben. William MacAskill stellt fest: „Wenn wir unsere Vorstellung ihres Potenzials auf eine starre Version der Welt von heute reduzieren, unterschätzen wir die mögliche Lebensqualität der Zukunft vielleicht ganz erheblich.“

William MacAskill behauptet nicht, dass eine wunderbare Zukunft wahrscheinlich ist. „Utopie“ bedeutet wörtlich „Nicht-Ort“, und der Weg von hier zu einer idealen Zukunft ist extrem ungewiss. William MacAskill blickt voraus: „Trotzdem ist eine wunderbare Zukunft kein leerer Traum. Ein besseres Wort wäre „Eutopie“ oder „schöner Ort“ – und das ist etwas, was wir anstreben können. Das ist eine Zukunft, die unsere Nachkommen mit ausreichend Geduld und Weisheit tatsächlich zu erreichen vermögen – vorausgesetzt, wir ebnen ihnen den Weg.“ Quelle: „Was wir der Zukunft schulden“ von William MacAskill

Von Hans Klumbies