Nationalität ohne Grenzen ist möglich

Immer wieder hört Hadija Haruna-Oelker Menschen im Alltag von „anderer Hautfarbe“ sprechen, wenn sie Schwarz meinen. Sie selbst sagt das nie, weil Weißsein nicht die Norm ist, von der aus sie spricht. Von ihr aus betrachtet: „Was wäre das, „die andere Hautfarbe“? Hadija Haruna-Oelker erklärt: „Es gibt viele dieser unterbewussten Kategorisierungen. Gedanken von „deiner Kultur“ und „meiner Kultur“. Ein Islam, der für die einen zu Deutschland und für die anderen nicht zu Deutschland gehört.“ Es sind die Gegensätze, die man formuliert. Schon seit langer Zeit hat Nationalität im Kopf von Hadija Haruna-Oelker keine Grenzen gehabt, und sie plädiert für ein offenes Konzept von Zugehörigkeit. Hadija Haruna-Oelker lebt als Autorin, Redakteurin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Hauptsächlich arbeitet sie für den Hessischen Rundfunk.

Der ganze Kontinent war stolz auf die WM in Südafrika

Hadija Haruna-Oelker ist diese Art Fußballfan, die sich gerne die Weltmeisterschaften anschauen und ansonsten mit Fußball nicht viel am Hut haben. Das ist seit 1990 so, als mein Vater und ich mit dem Fußballer Roger Miller vor dem Fernseher Lambada tanzten und mit Kamerun ins Viertelfinale einzogen. Seitdem schlummert in ihr der Wunsch, dass einmal ein afrikanisches Land den WM-Titel holt. Ja es war an der Zeit, dass eine WM in Afrika stattfindet.

Und wer wie Hadija Haruna-Oelker damals in Südafrika war, spürte den Einfluss und die gesellschaftliche Bedeutung für den Kontinent. Spürbar wurde auch, wie sich der westliche Blick für kurze Zeit mit mehr Interessen für ihn füllte, was danach schnell wieder verschwand. Es war schade, dass damals ein afrikanisches Team nach dem anderen ausschied. Hadija Haruna-Oelker stellt fest: „Gleichzeitig stand für Deutschland eine ganz besondere Mannschaft auf dem Feld. Noch nie gehörten ihr so viele Kinder an, die so waren wie die Boateng-Brüder und ich.“

Manche Leidenschaften lassen sich teilen

Fußball für Deutschland spielten nun die Söhne von Aussiedlern und eingewanderten Familien, auch Kinder von Eltern, die als Kriegsflüchtlinge nach Deutschland kamen und Kinder aus Ehen mit einem weißen deutschen Elternteil. Und Cacau fand einen solchen Gefallen an seiner Wahlheimat, dass er sogar die deutsche Staatsbürgerschaft annahm. „Fragen Sie nicht, woher ich komme, sondern welchen Orten ich mich verbunden fühle“, gab die Autorin Taiye Selasi in einem TED-Talk einmal als smarte Antwort auf die Frage: „Woher kommst du?“

Es war ihr Appell dafür, einander auf Basis von Gemeinsamkeiten kennenzulernen. Weil es Menschen nicht zusammenbringt, die Identität eines Gegenübers durch die Idee eines geografischen Ortes definieren zu wollen. Nach Taiye Selasi habe ein Mensch sich nicht dafür entschieden, an einem Ort geboren zu werden, aber vielleicht dafür, an einem anderen zu leben. Es gibt also Leidenschaften, die sich teilen lassen. „Ändere die Art und Weise, wie du diese einfache Frage stellst und du wirst in der Lage sein, eine viel echtere Beziehung aufzubauen.“ Wie recht Taiye Selasi hat. Quelle: „Die Schönheit der Differenz“ von Hadija Haruna-Oelker

Von Hans Klumbies

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