In Argentinien und Chile findet eine Weinrevolution statt

Aldo Sohm vertritt folgende These: „In Argentinien und Chile findet eine Weinrevolution statt.“ Die traditionellen, vollmundigen Weine waren von den üppigen, von den Anden herausgewaschenen Böden in Kombination mit dem warmen Klima und kühlenden Höhenlagen geprägt. Französische Winzer, die auf der Suche nach bezahlbarem Land und ebensolchen Arbeitskräften waren, haben hier stark investiert. Südamerika hat auch den Vorteil wurzelechter, nicht gepfropfter Reben, denn die Reblaus Phylloxera, die im späten 19. Jahrhundert Rebflächen in ganz Europa vernichtet hat, kam nie bis nach Chile. Wie viele junge Weinnationen, die ihre Tradition zugunsten international beliebter Weine vernachlässigt haben, wurde die Balance neu ausgerichtet. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Appétit“.

In der Region Salta werden anspruchsvolle Weine erzeugt

Lokale Sorten wurden wiederentdeckt und die eigene Identität neu bewertet. Aldo Sohm und Christine Muhlke wissen: „Argentinische Rotweine haben nach wie vor eine konzentrierte, herzhafte Frucht und eine charakteristisch violette Farbe, während die chilenischen Weine einen Eukalyptuston aufweisen, der bezaubernd sein kann.“ Argentinien ist vor allem die Heimat kraftvoller, günstiger Malbecs und belebender Torrontés. Das Land hat zudem in den späten 1990er-Jahren seine Weinerzeugung revolutioniert und sich von den indigenen rosaschaligen Trauben für leichte, schlichte Tafelweine ab- und dem Qualitätsweinbau zugewandt.

Das wüstenartige Klima und der sandige Boden sorgen für stabile Wachstumsbedingungen. Der hiesige Malbec hat dem kalifornischen Cabernet aufgrund ähnlicher Eigenschaften – tintig, körperlich, würzig, kraftvoll – und vernünftigeren Preisen etwas den Rang abgelaufen. Aldo Sohm ergänzt: „Im Gegensatz zu früheren Zeiten setzen die Winzer Eichenholz seit einigen Jahren zurückhaltender ein.“ Die atemberaubend schöne nördliche Region Salta beherbergt auf 3000 Meter Höhe einen der weltweit höchstgelegenen Weinberge und erzeugt anspruchsvolle Weine.

Aldo Sohm schmeckt der Rotwein Bonarda sehr gut

Die dramatische Höhe führt zu dickschaligeren Trauben, die den saftigen und zugleich feinen Weinen ihren violetten Farbton verleihen. Die bekanntest Region ist Mendoza. Aldo Sohm und Christine Muhlke stellen fest: „Hier spielt die Malbec eine wichtige Rolle, und die Weingüter sind meist Großbetriebe. Anderswo zeigen sich unterschiedliche Charakteristiken der Malbec, in Luján de Cuyo ist sie kraftvoll und würzig, hoch oben im malerischen Uco-Tal zeigt sie eher eine burgunderähnliche Ausprägung.“

Bonarda ist eine lokale Rotweinsorte, auf die Aldo Sohm während seines Besuchs dort aufmerksam wurde. Sie genießt keinen hohen Respekt unter Winzern. Aldo Sohm schmecken diese schlichten, fröhlichen und leicht trinkbaren Weine aber sehr gut – und sie kosten nicht viel. In Argentinien wollte man schon immer seinen eigenen Wein machen, daher sind kleine Betriebe wesentlich häufiger als im viel industrieller geprägten Chile. Der Trend geht hier dahin, in hoch gelegenen Region wie Tupungato und den Bergen des Uco-Tals anzubauen, wo Malbecs im neuen Stil erzeugt werden, die das Terroir hervorheben Quelle: „Einfach Wein“ von Aldo Sohm mit Christine Muhlke

Von Hans Klumbies