Manche Menschen leugnen den menschengemachten Klimawandel

Geschichten von Verneinung, Beschwichtigung und Herabwürdigung entstehen gerade da, wo es ein Bedürfnis nach Abwehr und Rechtfertigung gibt. Ein wichtiges Beispiel ist der Klimaschutz. Armin Falk erklärt: „Angesichts der globalen Bedrohung und der enormen Anpassungsleistungen und -kosten, die ein glaubwürdiger Klimaschutz mit sich bringt, ist nicht verwunderlich, wieso sich viele dagegenstemmen, oftmals mithilfe von Klimalügengeschichten.“ Viele Menschen denken, dass heutzutage kaum noch jemand an die Existenz des menschengemachten Klimawandels zweifeln. Eine Befragung der Meinungsforscher von „infratest dimap“ zeigt allerdings, dass 11 Prozent der Deutschen nicht an einen menschengemachten Klimawandel glauben – eine signifikante und oft besonders laute Minderheit. Armin Falk leitet das Institut für Verhaltensökonomik und Ungleichheit (briq). Außerdem ist er Direktor des Labors für Experimentelle Wirtschaftsforschung sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn.

Den Ausstoß von CO2 könnte man dramatisch reduzieren

Hinzu kommen 2 Prozent, die glauben, dass sich das Klima überhaupt nicht verändert. Armin Falk ergänzt: „In den USA zweifeln sogar 15 Prozent am Klimawandel und insgesamt 30 Prozent vermuten, dass falls man doch eine Klimaveränderung feststellen könne, diese zumindest nicht menschlichen Ursprungs sei.“ Global vergleichbare Befragungen zeigen, dass die Zweifler in den USA besonders viel Zuspruch erhalten. Deutschland liegt hier im besseren Mittelfeld.

Neben eher primitiven Leugnungsgeschichten kursieren auch „anspruchsvollere“ Geschichten, die sich im Sinne der Klimaskeptiker als produktiv erweisen können. Armin Falk nennt ein Beispiel: „So etwa die Geschichte von der technologischen Innovation, die es richten soll. Niemand kann etwas gegen Innovationen haben, die den Klimawandel eindämmen.“ Aber der Hinweis auf künftige technische Lösungen kann eben sehr schnell missverstanden werden als Begründung dafür, heute die Hände in den Schoß zu legen. Tatsache ist auch, dass bereits heute technische Möglichkeiten bestehen, den Ausstoß von CO2 dramatisch zu reduzieren.

Eine Tonne CO2-Emissionen gefährdet 8 Quadratmeter Vegetation

Im Automobilbau etwa bräuchte man nur auf kleinere, leichtere und weniger stark motorisierte Autos zu setzen, um über Nacht den Benzinverbrauch erheblich zu senken, ohne nennenswerte Einschränkung der Mobilität. Armin Falk stellt fest: „Das ist kein technisches, sondern ein ökonomisches Problem. Aufschiebende Wirkung haben auch Geschichten mit dem Verweis, „eine internationale Lösung“ sei zwingend nötig.“ Die Geschichte ist wirkmächtig, da sie im Kern richtig ist, aber zugleich eben auch zum Abwarten verleitet: so lange, bis sich ausreichend viele Länder verpflichtet haben.

Häufig zu hören sind Geschichten der individuellen Unzulänglichkeit, die moralisch richtiges Verhalten als „sinnlos“ erscheinen lassen. „Es ist ohnehin schon zu spät.“ Oder: „Ich kann alleine sowieso nichts ausrichten.“ Armin Falk erläutert: „Abgesehen davon, dass man mit demselben Argument auch nicht zur Bundestagswahl gehen sollte, ist das Argument bezogen auf Klimawandel nicht ganz richtig.“ Unter der Annahme, dass die derzeitigen nationalen Emissionsziele umgesetzt werden, kann man berechnen, wie viel Schaden eine zusätzlich ausgestoßene Tonne CO2-Emissionen hätte. Der zusätzliche Ausstoß würde 8 Quadratmeter Vegetation gefährden. Quelle: „Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein“ von Armin Falk

Von Hans Klumbies

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