Gärten changieren zwischen Wildnis und Zähmung

Die Philosophie der Gärten füllt Bibliotheken zwischen Japan und England. Sie stellt von Anfang an die Frage, ob es neben der Unterwerfung nicht auch ein kollaboratives Formen und Weiterdenken von Möglichkeiten natürlicher Gestaltung geben könne. Philipp Blom stellt fest: „Im Garten war immer schon die Spannung zwischen Wildnis und Zähmung präsent.“ Im europäischen Mittelalter entstand daraus der „Hortus conclusus“. Nämlich der umhegte Ort, an dem die Jungfrau und das Einhorn in mystischer Eintracht leben. Es handelt sich dabei um einen organisierten Raum, der allegorisch alle Ordnungen der Schöpfung abbilden soll und dessen Pflanzen eine eigene symbolische Sprache sprechen. Der Gegensatz von Natur und Kultur fand seinen Ausdruck in dieser Praxis. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

Das Denken der Akkader war vertikal strukturiert

Das Bild des Garten Eden begleitet nicht nur die Kultur des Westens. War hier aber stark ausgeprägt und von Anfang an von gewissen Motiven charakterisiert, die sich über Jahrtausende erhalten haben. Uruk, die erste Kultur, die von sich glauben konnte, die Kultur vielleicht nicht unterworfen, aber doch durch den eigenen Fleiß und die Gunst der Götter gezähmt und geordnet zu haben, wurde von akkadischen Königen verdrängt. Sie verwendeten die sumerische Sprache Uruks weiterhin bei Ritualen.

Sie brachten sonst aber neben der eigenen Sprache auch eine stärker hierarchische Kultur mit. Die soziale Struktur des sumerischen Uruk ist schwer zu erkennen. Denn es gab zwar Tempel, aber keine eindeutig identifizierbaren Palastbezirke. Philipp Blom weiß: „Das änderte sich unter den Akkadern, die von circa 2300 v.u.Z. im südlichen Mesopotamien den ersten Flächenstaat der Geschichte aufbauten. Nicht nur ihre Architektur zeigte eine stärkere soziale Abgrenzung zwischen Herrschern und Beherrschten. Auch ihr Denken war eher vertikal strukturiert.“

Die intensive Landwirtschaft etablierte sich

Ein Höhepunkt der königlichen Selbstdarstellung waren die zeremoniellen Löwenjagden. Bei denen konnte sich der Monarch als Unterwerfer der Natur und Beschützer der Kultur inszenieren. Eine weitere Neuerung der akkadischen Palaststadt ist der von mehreren Herrschern unterhaltene königliche Zoo. Dieser präsentierte einem staunenden Publikum exotische Tiere wie Elefanten, Löwen und Affen. Nicht nur domestizierte Tiere, auch ihre Cousins aus der Wildnis waren unter menschlicher Herrschaft.

Zwischen den Anfängen der sumerischen Zivilisation etwa 5000 v.u.Z. war bereits mehr Zeit vergangen, als die Gegenwart vom antiken Griechenland trennt. Aber es gab starke kulturelle Kontinuitäten, die sich über Sprachen und geografische Verlagerungen hinweg durchsetzten. Die mesopotamischen Stadtkulturen bilden den Anfang eines historischen Phänomens, das der Historiker Karl Wittfogel als „hydraulische Gesellschaften“ bezeichnete. Dabei handelt es sich um Gemeinwesen, die durch die geplante und organisierte Bewässerung ihrer Felder intensive Landwirtschaft betreiben konnten. Zudem entwickelten sie neben urbanen Zentren und rigiden Hierarchien eine militärische Elitekultur. Quelle: „Die Unterwerfung“ von Philipp Blom

Von Hans Klumbies

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