Langfristig führt der Kapitalismus zur Überschuldung

Evolutionäre Lernprozesse und Produktionssteigerungen sind durchaus bedeutsam. Aber sie lösen keine abrupten Veränderungen daran aus, wer über Wohlstand und Macht verfügt. Ray Dalio weiß: „Die heftigen, unvermittelten Brüche ereignen sich durch Auf- und Abschwünge, Revolutionen und Kriege, denen in erster Linie Zyklen zugrunde liegen. Und diese Zyklen werden ihrerseits durch logische Kausalzusammenhänge angetrieben.“ Im Zeitverlauf ist die Erfolgsformel ein System, in dem sich gut ausgebildete Menschen, die zivilisiert miteinander umgehen, Innovationen einfallen lassen. Sie finanzieren sich über die Kapitalmärkte und besitzen Mittel, durch die ihre Erfindungen Ressourcen produzieren und zuweisen und sich für sie in Form von Gewinn auszahlen. Auf lange Sicht führt der Kapitalismus jedoch zu einem Wohlstands- und Chancengefälle und zur Überschuldung. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.

Widerstandsfähige Länder sind besser vor Krisen geschützt

Dies hat wiederum Wirtschaftskrisen, Revolutionen und Kriege zur Folge, welche die Ordnung im eigenen Land und weltweit verändern. Die allermeisten solcher Turbolenzen beruhen historisch nachweisbar auf Auseinandersetzungen um Wohlstand und Macht sowie auf schwerwiegenden Naturkatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Epidemien. Laut Ray Dalio zeigen sie auch folgendes: „Wie schlimm solche Phasen ausfallen, hängt nahezu vollständig davon ab, wie stark und widerstandsfähig die betroffenen Länder sind.“

Länder mit hohen Ersparnissen, niedrigen Schulden und einer starken Reservewährung können Einbrüche des Wirtschafts- und Kreditsystems besser verkraften als andere. Diese haben weniger gespart, sind hoch verschuldet und verfügen nicht über eine starke Reservewährung. Ebenso gilt: Länder mit einer starken, fähigen Führung und Zivilbevölkerung lassen sich besser regieren als andere, denen diese Attribute fehlen. Und Länder, die erfinderischer sind, können sich besser anpassen als solche, denen es an Erfindungsgeist mangelt.

Die Menschheit kann auch schlimmste Zeiten überstehen

Ray Dalio stellt betont: „Auseinandersetzungen oder Kämpfe zwischen denjenigen, die den Wohlstand groß angelegt umverteilen wollen, und den Gegnern einer solchen Umverteilung ist unvermeidlich.“ Und den meisten Zyklen in der Geschichte liegen mehr oder minder dieselben Ursachen zugrunde. Revolutions- oder Kriegszeiten gehen in aller Regel mit großem menschlichem Leid einher. Doch man sollte nie, vor allem dann nicht, wenn es am schlimmsten kommt, aus den Augen verlieren, dass man damit auch gut zurechtkommen kann.

Die Fähigkeit des Menschen sich anzupassen und schnell wieder ein neues, höheres Niveau des Wohlbefindens zu erreichen, ist weit größer als all das Schlimmste, was einem zustoßen kann. Aus diesem Grund hält es Ray Dalio für klug, auf die Anpassungsfähigkeit und den Erfindungsreichtum der Menschen zu vertrauen und darin zu investieren: „Ich bin zwar ziemlich sicher, dass Sie und ich und die Weltordnung in den nächsten Jahren großen Herausforderungen und Veränderungen erleben werden. Doch ich bin davon überzeugt, dass die Menschheit auf ganz pragmatische Art und Weise intelligenter und stärker wird. Dadurch überstehen wir diese schwierigen Zeiten und erklimmen ein neues, höheres Wohlstandniveau.“ Quelle: „Weltordnung im Wandel“ von Ray Dalio

Von Hans Klumbies

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