Wohlstand verringert das Bevölkerungswachstum

Mit die beste Nachricht ist: Wenn in armen Ländern der Wohlstand steigt, und je gleichberechtigter und besser gebildet die Frauen sind, desto deutlicher sinkt die Zahl der Kinder, die geboren werden. Tatsächlich sind die Geburtenziffern nur noch in einem guten Dutzend Länder besorgniserregend. Ullrich Fichtner erklärt: „Ja, es gibt noch Weltregionen – im Tschad, in Somalia, in Niger – in denen Frauen sechs Kinder und mehr gebären; aber es gibt deren nicht mehr viele. Die Fantastereien über kommende Bevölkerungsexplosionen entbehren jeder Grundlage. Das ist der Forschungsstand. In vielen einst überbevölkerten Ländern ist die Kinderzahl pro Frau auf ein gutes Maß gesunken, und die meisten Regierungen, auch in Afrika und Südasien, setzen heute eine Politik ins Werk, die günstige demografische Effekte hat. Ullrich Fichtner ist Reporter des „Spiegel“ und gehört zu den renommiertesten Journalisten Deutschlands.

Den Volkssport der Schwarzmalerei muss man hinterfragen

Ullrich Fichtner formuliert es noch einmal anders: „Auch in Sachen Weltbevölkerung basiert die morose Grundstimmung unserer Zeit auf falschen Gewissheiten. Sie werden durch Wiederholung nicht richtiger. Sie gehören auf den Müll.“ Sie vernebeln nur die Wahrnehmung. Das gilt auch für die Annahme, besonders in den wohlhabenden Ländern zur Gewissheit verfestigt, die Welt zerfalle letztlich in zwei Gruppen, eine kleine reiche und eine große arme.

Manchmal braucht es, um den Zustand der Welt besser zu erfassen, nicht den großen Überblick, sondern mehr kleine Details: Wer sie nicht kennt, vertut sich schnell bei globalen Fragen von Einkommen und Wohlstand. Ullrich Fichtner ergänzt: „Und dann fehlt es auch leicht an Respekt vor den Leistungen derer, die als „arm“ einfach immer alle über einen Kamm geschoren werden.“ Das Gute auszustellen, entspringt aber nicht dem – unkritischen – Motiv der Schönfärberei, sondern, im Gegenteil, dem kritischen Impuls, den Volkssport der Schwarzmalerei zu hinterfragen.

Seriöse Medien wollen über Missstände aufklären

Wer sich Erfreuliches nur für Sonntagspredigten aufspart, verbiegt die Wirklichkeit genauso wie jemand, der alles immer nur durch die rosarote Brille sieht. Ullrich Fichtner fügt hinzu: „Außerdem gerät, wer die mannigfaltigen Erfolge nicht anerkennt, in Gefahr, mutlos zu werden und alles Engagement für sinnlos zu halten.“ Demagogen nutzen Wissenslücken und Fehlurteile gern, um mit dem Schüren unberechtigter Sorgen Politik zu machen. Es wäre wichtig, anders hinzuschauen, auch auf all die Entwicklungen, die viel zu schnell im Ordner mit der Aufschrift „Misserfolge“ landen.

Man muss mit einer medialen Irreführung, dass jedes Glas garantiert halb leer ist, jederzeit rechnen. Ullrich Fichtner betont: „Sie geschieht nicht, das weiß ich aus Jahrzehnten eigener journalistischer Erfahrung, in böser Absicht, sondern ist, im Gegenteil, sogar gut gemeint. Seriöse Medien in demokratischen Kulturen verstehen sich, das ist ihr Job, als Wächter des Zeitgeschehens und verfolgen den Auftrag, Missstände anzuzeigen.“ Also konzentrieren sie sich auf Fehler, auf falsche Versprechen, sie stellen das Scheitern von Plänen aus, nicht ihr Gelingen. Quelle: „Geboren für die großen Chancen“ von Ullrich Fichtner

Von Hans Klumbies