Viele Menschen bewegen sich nur in ihrer eigenen Echokammer

Die hohe Anzahl und die immer leichter werdende Konfiguration der Medien erlaubt es dem Menschen, sich ein eine Informationsblase einzuschließen. Ille C. Gebeshuber ergänzt: „Bereits in der analogen Welt umgeben sich viele Menschen bevorzugt mit Gleichgesinnten und bewegen sich vornehmlich in ihrer eigenen Echokammer. Doch ist deutlich zu beobachten, wie soziale Medien den Echokammereffekt massiv verstärken können.“ Für jene, die es sich wünschen, wird es in Zukunft noch leichter werden, ein beliebiges Umfeld zu erschaffen und nicht erwünschte Faktoren auszublenden. Der Mensch der Zukunft kann im Mittelpunkt der Welt stehen. Einer Traumwelt, die Dinge vorspiegelt, die Glückseligkeit versprechen, die aber auch wichtige Dinge ausblendet. Der so stattfindende Ausschluss der Realität wird die Menschen der Zukunft aus heutiger Sicht fast blind machen. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

Der Mensch besteht zunehmend aus einem realen und einem digitalen Teil

Ein Nebeneffekt dieser Entwicklung wird sein, dass der Mensch zunehmend aus einem realen und einem digitalen Teil besteht. Ille C. Gebeshuber stellt fest: „Die persönlichen Neigungen und vor allem der soziale Status werden bestimmen, inwieweit der reale oder der digitale Teil dominiert.“ Schon jetzt kann man beobachten, wie die digitale Welt es Menschen erlaubt, aus den Begrenzungen ihres alltäglichen realen, analogen Lebens auszubrechen. In der Zukunft wird es für Menschen noch einfacher sein, außerhalb von Sachzwängen der realen Welt ein selbstbestimmtes Leben zu leben.

Dabei werden sie nicht auf digitalen Besitz verzichten müssen, denn über Blockchains wird es möglich sein, ihre Avatare mit den Produkten von Markenherstellern zu verbinden oder für sich selbst oder in Gruppen eigene Kreationen zu produzieren. Ille C. Gebeshuber erklärt: „Dies führt zum maschinellen Traum der Zukunft, der die Grenzen der Computerspiele überwindet und eine völlig andere Geschichte erzählt. Das Leben vieler Menschen wird sich zugunsten des maschinellen Traumes von den Limitierungen der realen Welt abwenden.“

Es wird eine direkte Verbindung von Mensch und Maschine geben

Die Integration der digitalen Informationswerkzeuge in den Menschen wird fortschreiten und zu einer direkten Verbindung von Mensch und Maschine führen. Ille C. Gebeshuber erläutert: „Neurale Schnittstellen, also die Verbindungen zwischen den Nerven und den digitalen Komponenten, werden sich in Zukunft noch weiterentwickeln.“ Diese können so weit gehen, dass sogar „telepathische“ Kommunikation möglich wird. Dazu verwendet man einen Hirnwellenscanner, das die schwachen elektrischen Ströme im Gehirn misst, verwendet, um klar formulierte Ausdrücke im Hirn des Nutzers zu ermitteln.

Die so ermittelten Ausdrücke sendet man an das System der Zielperson, die die Ausdrücke in Sprache übersetzt und mittels eines integrierten Implantats in das Ohr überträgt. Ille C. Gebeshuber fügt hinzu: „Mit den visuellen Reizen kann es ähnlich verlaufen: „So können Bilder aus dem Sehnerv oder auch aus der inneren Vorstellung in den Sehbereich des Empfängers gesendet werden.“ Verfahren, die für Besucher unserer Zeit wie Zauberei wirken mögen. Quelle: „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ von Ille C. Gebeshuber

Von Hans Klumbies